Die Bezeichnungen “Hypnose” und “Trance” erwecken bei vielen negative Assoziationen. Ich werde auf die häufigsten negativen Mythen über Hypnose eingehen. Hypnose und Trance bezeichnen das selbe Phänomen, deshalbe werden in diesem Text beide Begriffe benützt.

Mythos 1. Hypnose als Schlaf
Wikipedia bezeichnet den hypnotische Zustand als “einen entspannten Wachzustand”. Hypnose ist eigentlich ein Zustand, in dem man hineingeht und die Aufmerksamkeit sogar mehr fokussiert, als man es normalerweise tun würde. Man kann körperlich tief entspannt sein und gleichzeitig geistig äusserst konzentriert. Milton Erickson, der legendäre Hypnotiseur bezeichnet die Hypnose als einen Lernzustand. In der Tat wird bei manchen Lernmethoden, im Fremdsprachenerwerb zum Beispiel, Hypnose eingesetzt. Also, Hypnose ist kein Schlaf.

Mythos 2. Hypnose als Fremdbestimmung und Geheimnisse herauslocken
Nein, niemand würde in Hypnose Dinge tun, die er im Normalzustand ablehnen würde. Die Selbsterhaltungsinstinkte sind dazu da, genau dies zu verhindern. Hypnose ist immer freiwillig. Schauhypnose ist genau das, ein Show. Wenn Hypnotiseure über übernatürliche Kräfte verfügten, hätten sie schon längst die Welt übernommen! Hypnose muss nicht immer so spektakulär verlaufen, wie in der Schauhypnose. Das Show wird gemacht, nur weil das Publikum das erwartet. Manche Hypnotherapeuten regen sich sogar über die Schauhypnose auf. Die Wahrheit ist jedoch, dass dank der Schauhypnose es überhaupt vielen bekannt ist, was Hypnose alles auch therapeutisch bewirken kann. In Ländern, in welchen es keine Schauhypnose gibt, gibt es auch keine Hypnotherapie, keiner hat eine Ahnung von Hypnose. Ein Beispiel dafür ist Südamerika.

Mythos 3. Hypnose als Gedächtnisverlust
Im Gegenteil, man kann im Hypnosezustand Erinnerungen zugänglich machen, die im Normalzustand nicht vorhanden oder verdrängt sind. Dies geschieht in dem man dem emotionalen Zustand, der gewisse Reaktionen auslöst, nachgeht und als Leitfaden zurück zum Ursprung der Emotion verfolgt. Der äusserst konzentrierte und nach innen gerichtete Fokus ermöglicht das.

Mythos 4. Man kann in Hypnose “Stecken bleiben”
Klares nein! Wenn die Trance nicht durch den Hypnotiseur beendet wird, geht die Hypnose nach einer Weile in ganz natürlichen Schlaf über, aus dem man nach höchstens 20-30 Minuten erfrischt und munter wieder von selbst erwacht.
Also, Hypnose ist kein Aus
geliefert-sein, kein Schlaf, kein Gedächtnisverlust und man kann sich darin nicht verlieren.

Was ist Hypnose denn?
Hypnose ist ein natürliches Phänomen. Jedes mal, wenn unsere Aufmerksamkeit fokussiert ist, sind wir in einem hypnotischen Zustand. Oft werden automatisierte Tätigkeiten wie Autofahren, oder vertiefte Zustände wie Lesen, als Trance- Zustände bezeichnet. Wir alle gehen mehrmals am Tag in Trance hinein und hinaus.
Da bietet sich die Frage: was kann man damit machen? Hypnose wird auch im Coaching eingesetzt. Überall und jederzeit, wenn man nach Ressourcen sucht, um etwas zu erreichen, kann Hypnose behilflich sein. Man kann Hypnose zur Überwindung unerwünschter Gewohnheiten einsetzen. Sogar zur Schmerzenslinderung, bietet sich Hypnose an. Ich habe vor kurzem Selbsthypnose verwendet um starke nach-operative Schmerzen ohne Morphin-Spritze zu überstehen.

Der Placeboeffekt
Es gibt viele Parallelen zwischen Hypnose und dem Placeboeffekt. Historisch gesehen entstehen die Begriffe um die gleiche Zeit, in den 70er Jahren des 18ten Jahrhunderts.

Wikipedia beschreibt den Placeboeffekt folgendermassen: “Placeboeffekte sind positive Veränderungen des subjektiven Befindens und von objektiv messbaren körperlichen Funktionen, die der symbolischen Bedeutung einer Behandlung zugeschrieben werden.”

Ist der Effekt echt oder nur Einbildung und spielt das letztendlich eine Rolle?
Wissenschaftliche Studien haben bewiesen, dass ein Placebo biochemische und physiologische Veränderungen im Körper hervorbringen kann. Besonders deutlich ist das zum Beispiel bei der Schmerzkontrolle. Bei allen neuen Medikamenten muss der Placeboeffekt ausgeschlossen werden, was die Pharmaindustrie viel Geld kostet. Der Effekt ist also unzweifelhaft vorhanden! Es gibt sogar Experimente mit simulierten chirurgischen Eingriffen, bei welchen die Patienten sich verbesserten obwohl keine Operation stattfand.

Eine der bedeutendsten Forschungsinstitutionen der Welt, Harvard, hat viel in die Erforschung des Placeboeffekts investiert. Dabei haben sie bei Versuchen aus rechtlichen und ethischen Gründen offen verkündet, dass Placebos verabreicht wurden. Das spielt sich ungefähr so ab: “Nimm das, es ist ein Placebo aber es wird dir trotzdem gut tun!” Also erfolgt eine Verbesserung selbst dann, wenn die Testperson weiss, dass sie ein Placebo erhält.

In den USA haben manche Ärzte sogar damit begonnen, für die Zulassung von reinen Placebopillen zu lobbyieren. Der Placeboeffekt soll also nicht mehr nur minimiert werden, sondern gezielt eingesetzt!

Was hat Placebo mit Hypnose zu tun? In einem gewissen Sinne sind Hypnose und Placebo ein und dasselbe. Man kann Placebo als hypnotischen Effekt sehen.
Viele von uns haben zum Beispiel den klassischen Wahlspruch “Everyday in every way I’m getting better and better” gehört. Er wurde vom französischen Apotheker Emile Coué anfangs des 20ten Jahrhunderts bei Patienten anstelle von Medikamente eingesetzt. Solche Devisen sind eigentlich Auto-Suggestionen und gehören somit bereits zum Bereich der Hypnose.

Das Prinzip, das sowohl dem Plazeboeffekt als auch der Hypnose zugrunde liegt, ist die Assoziation. Wikipedia erklärt die Assoziation folgendermassen:

“Der Begriff der Assoziation dient dabei zur Erklärung des Phänomens, dass zwei (oder mehr) ursprünglich isolierte psychische Inhalte (wie z. B. Wahrnehmungen, Gefühle oder Ideen), auch als Assoziationsglieder bezeichnet, eine so enge Verbindung eingehen, dass das Aufrufen eines Assoziationsgliedes das Auftreten eines oder mehrerer weiterer Assoziationsglieder nach sich zieht oder zumindest begünstigt. So werden zum Beispiel der Anblick einer Rose und der Duft einer Rose im Gedächtnis miteinander verbunden.”

Die klassische Konditionierung von Pavlovs Hund veranschaulicht diesen Zusammenhang. Zwei Dinge finden gleichzeitig statt und das Hirn erstellt eine Verbindung: X ist Y oder X bewirkt Y. In der Hypnose und NLP ist dieses Phänomen als Verankerung bekannt.

Dabei haben Erwartungen und Glaubenssätze enorme physiologische Wirkungen. Wohin der geistige Fokus geht, folgt der Körper.

Je mehr sich die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Erwartung richtet, desto mehr neuronale Verbindungen entstehen im Hirn und desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Erwartung eintritt. Allein der Akt der Einnahme von Pillen aktiviert die Erwartung, dass Pillen heilen. Dabei spielen kulturkreis-spezifische Assoziationen eine wichtige Rolle, zum Beispiel: dass grössere Pillen grössere Wirkungen als kleine Pillen haben oder, dass teure Medikamente wirksamer als billige sind. Rot wird bei uns als energiereich empfunden, Blau hingegen als beruhigend. Interessanterweise erweisen sich in der Schmerzkontrolle rote Pillen als wirksamer als blaue. In der Behandlung von Angstzuständen hingegen ist es umgekehrt. In Italien jedoch nicht, dort sind die Farbassoziationen anders: Blau ist die Farbe der “Forza” und blau-gefärbte Schmerzpillen sind in Italien wirksamer als rote!

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